Duisburg/Düsseldorf. 35 Schülerinnen waren als Bräute in Düsseldorf. Im Landtag haben sie Lobbyarbeit für Marxloh gemacht – und ein besseres Schulsystem gefordert

Ihre langen weißen Kleider leuchten im Sonnenschein, rascheln über die Herbstblätter. 35 Bräute und zwei Bräutigame stellen sich auf dem Schulhof des Sophie-Scholl-Berufskollegs kichernd zum Gruppenfoto auf. In den Händen halten sie gelb-schwarze Schilder, darauf fordern sie „Respekt“, „Toleranz“, „Integration“, betonen, dass sie „Made in Marxloh“ und auf einer „Talentschule“ sind.

Einen Besuch des Landtags in Düsseldorf wollen sie nutzen, um Lobbyarbeit zu machen, für sich und ihren Stadtteil.

Morgens durften die Schülerinnen des Sophie-Scholl und des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums aus 70 Kleidern wählen, sich schick machen, mittags sind sie schon „die“ Attraktion auf der Rheinpromenade.

„Ihr repräsentiert heute Marxloh!“

Der Runde Tisch Marxloh hat die Fahrt organisiert, stellt zwei Busse für die Bräute. Halil Özet vom Medienbunker Marxloh schwört die Mädchen auf der Fahrt ein: „Ihr repräsentiert hier nicht nur eure Schulen. Ihr repräsentiert Marxloh. Als junge Frauen mit oder ohne Migrationshintergrund habt ihr Träume und Ambitionen.“

Die sind allerdings schwer umzusetzen angesichts des Lehrermangels. Marxloh konkurriert hi8er mit attraktiveren Standorten. Nur 77 der 200 offenen Lehrerstellen seien in Duisburg besetzt worden, schildert Özet.

Staunende Blicke im Plenarsaal

Im Plenarsaal richteten alle Abgeordneten staunende Blicke nach oben in den Besucherbereich. Frank Börner, Landtagsabgeordneter der SPD, und die stellvertretende Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) empfangen die Bräute.

Die Mädchen vom „Elly“ und vom Marxloher Berufskolleg befragen die Politiker hartnäckig zu Themen wie Energiepolitik. Gödecke ist begeistert von dieser „einzigartigen Aktion im Landtag NRW. Danke, dass ihr uns zeigt, wie jung und strahlend schön Marxloh ist. Ihr seid das Thema heute im Landtag und alle fragen, wer ihr seid.

Für Melina (17) hat sich die Tour zum Landtag gelohnt, sie ist zum ersten Mal dort. „Wir haben für Aufsehen gesorgt, die Menschen waren interessiert, wir haben ein positives Bild von Marxloh gezeigt“, erzählt die Schülerin. Spannend seien die politischen Gespräche gewesen, „beim Hambacher Forst bin ich jetzt wieder auf dem aktuellen Stand“, freut sie sich.

Die Plakate mussten übrigens draußen bleiben. Aber ihre Meinung haben die Mädchen mündlich vorbringen können. Verblüfft war Landtagspräsident André Kuper über die dezidierten Fragen der Schülerinnen. Diese forderten im Gespräch mit ihm hartnäckig eine bessere digitale Infrastruktur an ihren Schulen. Kuper zeigte sich begeistert, dass der Stadtteil Marxloh so eine Performance abgeliefert hat. Er sei anfangs skeptisch gewesen, weil er Werbung befürchtet hatte, gestand er.