Angehende Erzieherinnen und Erzieher des Sophie-Scholl-Berufskollegs haben Kinderbücher-Konzepte entwickelt, die man fühlen und erleben kann

Der kleine Pinguin Paul, durch dessen Abenteuer Besucher sich derzeit in der Buchhandlung Lesezeichen nahe des Altmarkts blättern können, kommt viel herum. Er reist auf jeder Seite des bunt gestalteten Pop-Up-Bilderbuchs an einen anderen Ort in dieser Welt. Er reist aus heimischen Schneelandschaften, durch Wüsten, Gärten und Gebirge – um am Ende doch wieder im Schnee anzukommen.

Der Verfasser des Bilderbuchs, das auch Kindern mit Sprachproblemen einen niederschwelligen Einstieg bietet, ist aber kein Vollprofi des Kinderbuchgenres: Die Autorin heißt Laura, ist Studentin an der Fachschule für Sozialpädagogik am Sophie-Scholl-Berufskolleg. Während professionelle Autorinnen und Autoren Wochen und Monate benötigen, Kinderbücher zu erschaffen, hatten Laura und ihre Mitschüler dafür drei Tage Zeit.

Frei in der inhaltlichen Gestaltung der Bücher

„Es ist ganz erstaunlich, was sie da geschaffen haben“, sagt Kunstlehrerin Rita Glaser, „wir haben nur die Techniken vorgestellt und bei der inhaltlichen und optischen Gestaltung hatten die Studentinnen und Studenten völlig freie Hand.“

Die jungen Leute werden bald schon als Erzieherinnen und Erzieher in Schulen, Kindergärten, Ganztagseinrichtungen den Kindern den Einstieg in die Lebenswelt erleichtern. Die einzige Anforderung, die sie dementsprechend beim Projekt erfüllen mussten:

„Das Buch muss dem kindlichen Leser eine Aktion bieten“, sagt Lehrerin und Kunst-Fachfrau Glaser, „sei es durch haptische Qualität, Pop-Ups oder eine wie auch immer geartete Mitmachmöglichkeit durch Fingerpuppen oder Ähnliches.“

Bücher noch bis 12. Juli zu besichtigen

Entstanden sind dabei erstaunliche Spiel- und Geschichtenbücher: Feine, weiche Stoffe bescheren ein Gefühlserlebnis. Die Leser können sich durch Naturlandschaften tasten, aus drapiert mit glitzerbesetzten Wattebäuschen, können in Büchern versinken, die Geschichten erzählen und sie durch „erfühlbare“ Eindrücke erlebbar machen. So hat die junge Semra gemeinsam mit fünf anderen Kommilitoninnen in drei Tagen ein Bilderbuch erschaffen, dass den Betrachter selbst auf eine Reise schickt. Eine Straße zieht sich durch das Buch und jede kunstvoll bemalte und ausstaffierte Doppelseite kommt daher wie ein aufwendig gestaltetes, eigenständiges Kunstwerk. Konzeption und Farbgebung beeindrucken auch die Gastgeberin Margit Meier, Inhaberin des „Lesezeichens“. „Für uns ist das ganz spannend, Dinge auszustellen, die sich eigentlich an die Kinder oder die Enkel unserer Kernkundschaft richten“, sagt die Buchhändlerin. Die ersten Reaktionen der Kundinnen und Kunden auf die ausgestellten „Mitmach“-Kinderbücher der Kolleg-Studenten seien sehr positiv gewesen:

„Die Kunden, die sich das angeschaut haben, waren ganz erstaunt darüber, was für tolle, kreative Dinge da in nur drei Tagen entstanden sind.“